Kamera ein oder aus?
Empirische Erkenntnisse über ein (vermeintliches) Dilemma in der pandemiebedingten Online-Lehre
Jeelka Reinhardt & Sina Menzel
Freie Universität Berlin
Zusammenfassung
Die pandemiebedingt massenhafte Durchführung von Lehrveranstaltungen per Webkonferenz hat zu einer regen Diskussion über die Spezifik der videobasierten Kommunikation in diesen Szenarien und ihrer Auswirkung auf Lernprozesse geführt. Das Phänomen, dass ein Großteil der Studierenden die Kamera ausgeschaltet lässt, steht hier besonders im Fokus und wird von vielen Lehrenden als schwierige Lehrsituation wahrgenommen. Nach einem kurzen Schlaglicht auf den Kontext computervermittelter Kommunikation in Lehr-Lern-Szenarien werden die in Erfahrungsberichten Lehrender genannten Gründe für das Ausschalten der Kamera in Live-Sitzungen analysiert. Anhand der Ergebnisse zweier empirischer Studien wird im Anschluss diskutiert, inwieweit sich die von den Lehrenden postulierten Gründe für das Ausschalten der Kamera empirisch untermauern lassen. Als zentrales Ergebnis wird festgehalten, dass das Ausschalten der Kamera durch Lehrveranstaltungsteilnehmende tatsächlich ein breites Phänomen im pandemiebedingt digitalen Lehralltag ist. Fehlende Hardwareausstattung oder ein unzureichend störungsfreier Arbeitsplatz auf Seiten der Studierenden scheinen nicht in dem Maße relevant zu sein, um dieses Massenphänomen umfassend zu erklären. Demgegenüber legen die Ergebnisse nahe, dass Studierende insbesondere dann ihre Kamera einschalten, wenn sie einen Mehrwert der Videoübertragung für den Lernprozess wahrnehmen. Mit Blick auf die empirische Untersuchung und praktische Gestaltung synchroner, videobasierter Lehrszenarien wird empfohlen, diesem Aspekt zukünftig verstärkte Aufmerksamkeit zu widmen.
FR
22.10.
SESSION 11
13:00 - 14:00 Uhr